Gert Wilden

Ich traue um meinen Freund Gert Wilden. 105 wollte er werden, 106 hätte er „nicht gutheißen“ können. Mit 98 hat in der Krebs besiegt. Als ich ihn das letzte Mal vor vier Wochen besuchte, war er nach langem Krankenhausaufenthalt wieder so fröhlich, lebendig und temperamentvoll wie immer. Seine letzten Worte waren: „ich suche dir etwas für dein SalonOrchester heraus. Das kann aber etwas dauern, bei meinen vielen Noten, die ich geschrieben habe.“ Dabei lachte er verschmitzt. Sein Lachen, seine Fröhlichkeit, seine Witze, seine positive Lebenseinstellung, seine pointierten Geschichten über Hildegard Knef und Elke Sommer, seine bereitwilligen Erzählungen über den Krieg (ich kenne niemanden, der so frei und offen über seine Kriegserlebnisse erzählen konnte) werden mir fehlen!
Ich lernte ihn über meine Freundin Elisabeth Trautwein-Heymann kennen, die ihn auf ein Konzert von mir mitgebracht hatte. Er war ihr Taufpate. Wir mochten uns sofort und gingen öfter Eis essen, tratschen, ich besuchte ihn in Tutzing und er zeigte mir sein Lebenswerk, musizierte mit mir am Flügel seine Chansons und vertonte meine Texte.
Ich war stolz auf unsere Freundschaft und gab gerne mit ihm an. Er meinte, ihm ginge es genauso. Er war eben auch ein Charmeur!
Den Grappa, den ich für ihn aus Riva mitbrachte, wird er nicht mehr trinken können. Dabei liebte er doch dieses kleine Laster. Für die Vertonungen meiner Texte hatte er sich immer nur Schnapspralinen gewünscht. („Geld bekomme ich doch von meinen Tantiemen genug“, meinte er).
Gerd war ein liebenswerter, warmherziger Freund, ein pointierter Erzähler und Unterhalter, ein musikalisches Allround Talent („ich bin eine musikalische Hure, und ich bin guuuuut!“), charmant und reizend, unbestechlich in seinem Urteil und fast kindlich in seiner Freude.